Digitale Pflege & DiPA

In Deutschland steigt die Anzahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich. Fachleute erwarten, dass im Jahr 2070 bis zu 6,9 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sein werden. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, die zusätzlich erforderlichen Pflegefachpersonen zu finden (Pflegenotstand). Vor diesem Hintergrund kann die Digitalisierung in der Pflege dazu beitragen, sowohl die Pflegebedürftigen als auch Pflegefachpersonen zu entlasten.

Was heißt Digitalisierung in der Pflege?

Der Begriff „Digitalisierung in der Pflege“ beschreibt digitale Technologien und Konzepte für den Pflegebereich. Ziel ist es, mithilfe digitaler Lösungen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sowie Pflegefachpersonen zu unterstützen.

Welche digitalen Lösungen gibt es für den Pflegebereich?

Die Vielzahl von Lösungen zur „Digitalisierung in der Pflege“ lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen.

Einbindung des Pflegebereichs in die Telematikinfrastruktur (TI)

Seit dem 1. Juli 2025 sind alle stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste verpflichtet, sich an die Telematikinfrastruktur (TI) anzubinden. Damit ist die Pflege mit anderen Beteiligten im Gesundheitswesen digital vernetzt – zum Beispiel mit Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern. Außerdem können Pflegeeinrichtungen, Pflegedienste und Pflegebedürftige mit der TI-Anbindung die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen. Für den Zugang zur TI benötigen die Pflegeeinrichtungen und -dienste eine Reihe technischer Komponenten – darunter den elektronischen Heilberufsausweis, die Institutionskarte sowie einen Konnektor oder TI-Gateway.

Telepflege und digitale Schulungen

Im Rahmen der Telepflege werden Beratungs- und Schulungsleistungen zur Pflege digital durchgeführt – vor allem per Videotelefonie. Beispiele sind:

  • Pflegeberatung nach § 7a SGB XI
  • Rat und Anleitung von Pflegefachpersonen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen nach § 37 Abs. 3 SGB XI (derzeit befristet bis 31. März 2027)
  • Online-Schulungen mit praktischem Pflegewissen für Angehörige oder ehrenamtlich Pflegende, wie sie viele gesetzliche Kranken- und Pflegekassen kostenlos anbieten.

Digitale Pflegeanwendungen (DiPA)

Bei digitalen Pflegeanwendungen (DiPA) handelt es sich um Smartphone-Apps oder Web-basierte Anwendungen, die Pflegebedürftige und ihre Angehörigen in der Pflege unterstützen. Ähnlich wie DiGA werden DiPA vom Bundeinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hinsichtlich Sicherheit und Funktionstauglichkeit geprüft, bevor sie ins DiPA-Verzeichnis aufgenommen werden können. Bis zum Sommer 2025 wurde noch keine digitale Lösung im DiPA-Verzeichnis gelistet. Die gesetzliche Pflegeversicherung beteiligt sich auf Antrag an den Kosten für gelistete DiPA bis maximal 53 Euro im Monat.

DiPA bieten zum Beispiel Übungen zur Verminderung des Sturzrisikos oder personalisierte Gedächtnisspiele für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Außerdem können DiPA bei der Zusammenarbeit zwischen Pflegenden, Pflegebedürftigen und Angehörigen unterstützen.

Digitale Assistenzsysteme 

Unter den Sammelbegriff „Digitale Assistenzsysteme“ fallen verschiedene digitale Lösungen, die entweder die Pflegearbeit in Einrichtungen erleichtern oder es den Pflegebedürftigen ermöglichen, im eigenen häuslichen Umfeld zu bleiben:

  • Betreutes Wohnen zu Hause (Ambient Assisted Living (AAL), Smarthome): Sensoren und digitale Helfer unterstützen im Alltag und beim Umgang mit Erkrankungen. Außerdem können sie technische Geräte automatisiert steuern und den Zustand älterer Menschen überwachen, um im Notfall einzugreifen. Ein bekanntes digitales Assistenzsystem ist der Hausnotruf. Weitere Beispiele für zu Hause sind Sturzmatten oder digitale Medikamentenspender.
  • Digitale Pflegeeinrichtung: Digitale Assistenzsystem können die Arbeit in Pflegereinrichtungen erleichtern. Beispiele sind elektronische Pflegedokumentationssysteme mit Spracheingabe, mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) erstellte Trink- und Ernährungsprotokolle, digitale Wunddokumentation, Sensoren zur Sturzdetektion oder smarte Pflegebetten zur automatischen Erhebung und Dokumentation von Vitaldaten. Eine weitere Option sind Assistenzroboter, die Routineaufgaben wie die Essens- und Medikamentenausgabe erledigen können. Im ambulanten Pflegebereich können KI-gestützte Lösungen die Tourenplanung für Pflegedienste übernehmen.
  • Virtuelles Krankenhaus: Ähnlich wie die Telemedizin im ärztlichen Bereich können digitale Lösungen Pflegefachpersonen in verschiedenen Kliniken miteinander vernetzen, damit sie sich konsiliarisch unterstützen. Ein Beispiel ist das „Virtuelle Krankenhaus NRW“ mit seiner telekonsiliarischen Vernetzung im Bereich Intensivpflege.

Welche Vorteile bietet die Digitalisierung in der Pflege?

Von digitalen Lösungen in der Pflege können Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegefachpersonen gleichermaßen profitieren:

  • Sie ermöglicht es, dass ältere Menschen möglichst lange selbstständig, ohne fremde Hilfe, leben können.
  • Sie können helfen, Risiken im Alltag von Pflegebedürftigen zu verringern.
  • Sie können die Gesundheitsversorgung von pflegebedürftigen Menschen verbessern.
  • Sie können Angehörige und Pflegefachpersonen entlasten und unterstützen.
  • Sie können die Kommunikation zwischen den Pflegebedürftigen und ihrem Umfeld vereinfachen.

Welche Hürden stehen der Digitalisierung in der Pflege im Weg?

Die Digitalisierung in der Pflege steht in Deutschland derzeit noch am Anfang. Verschiedene Hindernisse erschweren einen breiten Einsatz digitaler Lösungen im Pflegebereich, zum Beispiel:

  • Finanzierung: Die Pflegebedürftigen müssen die Kosten für digitale Unterstützung in der Regel selbst tragen. Die gesetzlichen Pflegekassen übernehmen sie nur anteilig und in Einzelfällen (zum Beispiel Hausnotruf) bei einem bestehenden Pflegegrad. Außerdem ist die Kostenübernahme für DiPA auf maximal 53 Euro im Monat begrenzt und Leistungen zur Telepflege werden derzeit nur im eingeschränkten Umfang von der gesetzlichen Pflegeversicherung übernommen. Die Träger von Pflegeeinrichtungen müssen digitale Lösungen aus ihrem bestehenden Vergütungsbudget finanzieren, sofern sie nicht an Modellprojekten zur Digitalisierung teilnehmen.
  • Regulierung: Die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen erschweren es, digitale Lösungen im Pflegebereich einzuführen. So wurde bis zum Sommer 2025 keine digitale Lösung ins DiPA-Verzeichnis aufgenommen, obwohl der Gesetzgeber seit Ende 2022 die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen hat. Ein Grund sind die komplexen regulatorischen Anforderungen, die erheblich von jenen für DiGA abweichen. Sie erschweren es, den Pflegebedürftigen DiPA zur Verfügung zu stellen. Auch im Bereich der Pflegebegutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) verhindert ese die aktuelle Rechtslage, digitale Möglichkeiten voll auszuschöpfen.
  • Information und digitale Kompetenz: Viele Pflegebedürftige und ihre Angehörigen kennen die digitalen Möglichkeiten und ihren Nutzen nicht. 

Ausblick: Zukünftige Entwicklung der Digitalisierung in der Pflege

Für die weitere digitale Entwicklung in der Pflege in Deutschland ist es wichtig, die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen zu verbessern. Damit könnten einerseits die bereits genannten digitalen Konzepte weiter ausgebaut werden. Andererseits können neue Anwendungsbereiche der Digitalisierung in der Pflege geschaffen werden. So würde beispielsweise die Möglichkeit einer digitalen Pflegebegutachtung durch den MDK für alle Beteiligten Erleichterungen bringen. Ähnliches gilt für viele Verwaltungsprozesse zwischen den Versicherten und den gesetzlichen Pflegekassen – beispielsweise eine digitale Antragsstellung. 

Antworten auf häufige Fragen zu digitalen Präventionsangeboten

Was heißt Digitalisierung in der Pflege? 

Zur „Digitalisierung in der Pflege“ gehören zahlreiche unterschiedliche digitale Lösungen, die Pflegebedürftige, ihre Angehörigen und Pflegefachpersonen unterstützen und die Pflege erleichtern können.

Welche Beispiele gibt es für die Digitalisierung in der Pflege?

Zu den Aspekten der Digitalisierung in der Pflege gehören unter anderem die TI-Anbindung des Pflegebereichs, DiPA, Telepflege und digitale Assistenzsysteme. Letztere können sowohl Pflegebedürftige als auch Pflegeeinrichtungen unterstützen.

Was sind die Vorteile der Digitalisierung in der Pflege?

Die Digitalisierung in der Pflege bietet gleichermaßen Vorteile für Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegende. Zum Beispiel können Pflegebedürftige dank digitaler Helfer länger selbstständig im häuslichen Umfeld leben. Digitalisierung kann ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen von Routineaufgaben entlasten und Abläufe vereinfachen.

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